Deinen Zyklus verstehen: Der ultimative Guide

Deinen Zyklus verstehen: Der ultimative Guide

Stell dir vor, du hättest einen persönlichen Kompass, der dir jeden Monat zeigt, wann du besonders leistungsfähig bist, wann du am besten neue Projekte startest und wann dein Körper nach Ruhe verlangt. Die gute Nachricht: Diesen Kompass hast du bereits – es ist dein Menstruationszyklus.

Viele Frauen sehen ihre Periode als lästiges monatliches Übel, das sie am liebsten ignorieren würden. Doch dein Zyklus ist so viel mehr als „nur" die paar Tage Blutung. Er ist ein fein orchestriertes Zusammenspiel aus Hormonen, das deine Energie, Stimmung, Haut, Schlaf und Leistungsfähigkeit beeinflusst – jeden einzelnen Tag.

Wenn du verstehst, wie dein Zyklus funktioniert und was in den verschiedenen Phasen in deinem Körper passiert, kannst du diese Informationen für dich nutzen. Du kannst deinen Alltag, dein Training und sogar deine Arbeit so strukturieren, dass du mit deinem Körper arbeitest statt gegen ihn. Lass uns gemeinsam eintauchen in die faszinierende Welt deines Zyklus.

Die vier Phasen deines Zyklus – deine monatliche Reise

Ein vollständiger Menstruationszyklus beginnt am ersten Tag deiner Periode und endet am Tag vor der nächsten Blutung. Als "normal" gilt alles zwischen 21 und 35 Tagen¹ – ja, diese Bandbreite ist groß, und das ist völlig in Ordnung. Dein Zyklus ist so individuell wie du selbst.

Schauen wir uns die vier Phasen genauer an und was in jeder Phase in deinem Körper passiert:

Phase 1: Menstruation (Tag 1-4/7) – Der Neustart

Der erste Tag deiner Periode markiert den Beginn eines neuen Zyklus. Deine Gebärmutterschleimhaut, die sich im letzten Zyklus aufgebaut hat, wird jetzt abgestoßen. Sowohl Östrogen als auch Progesteron sind auf einem Tiefpunkt².

Was du körperlich merkst:

  • Deine Energie kann niedriger sein als sonst
  • Viele Frauen fühlen sich introspektiver und brauchen mehr Ruhe
  • Krämpfe im Unterleib sind möglich (leicht bis moderat ist normal)
  • Manche erleben Rückenschmerzen oder Kopfschmerzen

Was dir jetzt guttut:

  • Wärme (Wärmflasche, warmes Bad)
  • Sanfte Bewegung wie Yoga, Spaziergänge oder leichtes Stretching
  • Ruhe und Selbstfürsorge ohne schlechtes Gewissen
  • Eisenreiche Ernährung, um Verluste auszugleichen

Diese Phase ist wie der Winter in der Natur – eine Zeit des Rückzugs und der Regeneration. Kämpfe nicht dagegen an, sondern nutze sie bewusst zum Auftanken.

Phase 2: Follikelphase (Ende der Periode bis Eisprung) – Der Frühling

Sobald deine Periode endet, steigt dein Östrogenspiegel kontinuierlich an³. Das follikelstimulierende Hormon (FSH) regt in deinen Eierstöcken das Wachstum mehrerer Follikel (kleine Bläschen mit unreifen Eizellen) an. Einer davon wird dominant und bereitet sich auf den Eisprung vor. Gleichzeitig baut sich deine Gebärmutterschleimhaut neu auf.

Was du körperlich merkst:

  • Stetig steigende Energie und Motivation
  • Mentale Klarheit und bessere Konzentration
  • Positive Stimmung und Geselligkeit
  • Haut sieht oft frischer und strahlender aus
  • Du fühlst dich leistungsfähiger und belastbarer

Was dir jetzt guttut:

  • Intensive Workouts – dein Körper kann jetzt am besten Muskeln aufbauen
  • Neue Projekte starten und wichtige Entscheidungen treffen
  • Soziale Aktivitäten und Networking
  • Herausfordernde Aufgaben angehen

Dies ist deine Power-Phase – nutze sie für alles, was Energie und Fokus erfordert. Dein Körper ist jetzt auf Wachstum und Leistung programmiert.

Phase 3: Ovulation (Zyklusmitte, etwa Tag 14) – Der Höhepunkt

Der Eisprung ist der Star der Show. Ein rapider Anstieg des luteinisierenden Hormons (LH) löst die Freisetzung der reifen Eizelle aus dem dominanten Follikel aus⁴. Die Eizelle wandert in den Eileiter und kann dort befruchtet werden. Dein Östrogenspiegel erreicht seinen Höhepunkt, und auch Testosteron steigt leicht an.

Was du körperlich merkst:

  • Du bist auf dem Gipfel deiner körperlichen und mentalen Leistungsfähigkeit
  • Viele Frauen fühlen sich besonders attraktiv und selbstbewusst
  • Dein Zervixschleim wird klar, gleitfähig und fädig (wie rohes Eiweiß)
  • Leichtes Ziehen im Unterbauch auf einer Seite (Mittelschmerz) ist möglich
  • Deine Libido kann erhöht sein

Was dir jetzt guttut:

  • Maximalkraft-Training und intensive Cardio-Sessions
  • Präsentationen, Vorstellungsgespräche oder wichtige Meetings
  • Wettkämpfe oder sportliche Herausforderungen
  • Kreative Projekte und wichtige Gespräche

In dieser Phase bist du biologisch darauf programmiert, potenzielle Partner anzuziehen und Herausforderungen zu meistern. Nutze diese Superkraft!

Phase 4: Lutealphase (Eisprung bis Periode, Tag 15-28) – Der Herbst

Nach dem Eisprung verwandelt sich der leere Follikel in den Gelbkörper (Corpus luteum), der nun Progesteron produziert⁵. Dieses Hormon bereitet die Gebärmutterschleimhaut auf eine mögliche Schwangerschaft vor und hat eine beruhigende, stabilisierende Wirkung. Östrogen sinkt zunächst, steigt dann nochmal leicht an, um gegen Ende der Phase zusammen mit Progesteron abzufallen.

Diese Phase lässt sich in zwei Hälften unterteilen:

Frühe Lutealphase (Tag 15-23):

  • Du fühlst dich noch relativ energiegeladen
  • Dein Stoffwechsel läuft etwas "wärmer" – du verbrennst mehr Kalorien⁶
  • Guter Zeitpunkt für moderate Workouts und Routine-Aufgaben
  • Fokus auf Qualität statt Quantität

Späte Lutealphase (Tag 24-28):

  • PMS-Symptome können auftreten: Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, Wassereinlagerungen
  • Heißhunger auf Süßes oder Salziges ist häufig
  • Brustspannen oder Spannungsgefühl im Unterleib
  • Schlaf kann unruhiger werden
  • Energie nimmt ab, Bedürfnis nach Ruhe steigt

Was dir jetzt guttut:

  • Moderates Training mit Fokus auf Technik statt Intensität
  • Entspannende Aktivitäten wie Yin Yoga oder Spaziergänge
  • Routine-Aufgaben statt großer neuer Projekte
  • Extra Schlaf und Selbstfürsorge
  • Nährstoffreiche Ernährung gegen Heißhunger

Diese Phase bereitet deinen Körper auf die Menstruation vor. Wenn keine Befruchtung stattgefunden hat, sinken Progesteron und Östrogen rapide ab, und der Zyklus beginnt von vorn.

Dein Körper spricht – lerne seine Sprache

Dein Körper sendet dir während des gesamten Zyklus Signale. Wenn du lernst, sie zu lesen, gewinnst du wertvolle Einblicke in deine Fruchtbarkeit und Gesundheit.

Zervixschleim: Dein Fruchtbarkeitsfenster-Indikator

Der Schleim aus deinem Gebärmutterhals verändert sich im Laufe des Zyklus dramatisch – und das hat einen guten Grund. Er zeigt dir, wann du am fruchtbarsten bist.

Die Veränderungen im Überblick:

  • Nach der Periode: Wenig bis kein Schleim (trockene Tage)
  • Vor dem Eisprung: Cremig, weißlich oder gelblich, klebrig
  • Um den Eisprung: Klar, gleitfähig, dehnbar wie rohes Eiweiß – maximale Fruchtbarkeit⁷
  • Nach dem Eisprung: Wieder cremig oder trocken

Dieser klare, spinnbare Schleim hilft Spermien, zur Eizelle zu gelangen. Wenn du deinen Zervixschleim beobachtest, kannst du dein Fruchtbarkeitsfenster ziemlich genau bestimmen.

Basaltemperatur: Die Bestätigung im Nachhinein

Deine Basaltemperatur (die niedrigste Körpertemperatur in Ruhe) steigt nach dem Eisprung leicht an – etwa 0,2-0,5°C⁸. Das liegt an Progesteron, das eine leicht wärmende Wirkung hat.

Wichtig zu wissen:

  • Miss immer zur gleichen Zeit, direkt nach dem Aufwachen, bevor du aufstehst
  • Ein Temperaturanstieg bestätigt rückblickend, dass ein Eisprung stattgefunden hat
  • Zur Verhütung allein ist die Temperaturmethode nicht ausreichend sicher

Stimmung und mentaler Fokus: Die emotionale Landkarte

Deine Hormone beeinflussen nicht nur deinen Körper, sondern auch dein Gehirn. Östrogen wirkt wie ein natürliches Antidepressivum und fördert die Serotoninproduktion⁹. Progesteron hat eine beruhigende, manchmal aber auch ermüdende Wirkung.

Typische Muster:

  • Follikelphase/Eisprung: Optimistisch, fokussiert, gesellig
  • Frühe Lutealphase: Ausgeglichen, produktiv, nach innen gerichtet
  • Späte Lutealphase: Emotionaler, reizbarer, sensibler

Wenn du diese Muster trackst, kannst du deine Tage entsprechend planen und bist nicht mehr von deinen Stimmungsschwankungen überrascht.

Haut: Dein hormoneller Spiegel

Östrogen hält die Haut feucht, prall und minimiert Unreinheiten. Progesteron kann die Talgproduktion anregen. Das erklärt, warum viele Frauen kurz vor der Periode mit Pickeln kämpfen, während die Haut in der Follikelphase oft makellos ist¹⁰.

Wasserhaushalt: Wenn die Hose plötzlich kneift

Progesteron kann Wassereinlagerungen begünstigen, besonders in der späten Lutealphase. Wenn deine Ringe plötzlich nicht mehr passen oder der Bauch aufgebläht ist, liegt das nicht an "plötzlicher Gewichtszunahme", sondern an ganz normalen hormonellen Schwankungen.

Krämpfe: Normal oder bedenklich?

Leichte bis moderate Krämpfe während der Periode sind normal. Sie entstehen durch Prostaglandine – Botenstoffe, die die Gebärmutter zur Kontraktion anregen, um die Schleimhaut abzustoßen.

Normal sind:

  • Krämpfe, die auf Wärme, Bewegung oder leichte Schmerzmittel ansprechen
  • Beschwerden, die dich nicht massiv im Alltag einschränken
  • Schmerzen, die nach 1-2 Tagen nachlassen

Nicht normal und abklärungsbedürftig:

  • Schmerzen, die dich daran hindern, zur Arbeit zu gehen oder normale Aktivitäten auszuführen
  • Schmerzen, die sich über die Jahre verschlimmern
  • Schmerzen während des gesamten Zyklus

Zyklusfreundlich leben – ohne Dogmen

Du musst dein Leben nicht komplett nach deinem Zyklus ausrichten. Aber ein paar bewusste Anpassungen können einen großen Unterschied machen.

Bewegung: Mit deinem Körper trainieren, nicht gegen ihn

Menstruation:

  • Sanfter Start: Spaziergänge, Yin Yoga, leichtes Mobility-Training
  • Wenn du dich gut fühlst, kannst du auch moderat trainieren
  • Höre auf deinen Körper – Ruhe ist hier keine Schwäche

Follikelphase:

  • Jetzt darfst du Gas geben!
  • Krafttraining mit schweren Gewichten
  • HIIT-Workouts
  • Neue Personal Bests anstreben
  • Dein Körper baut jetzt am effektivsten Muskeln auf¹¹

Ovulation:

  • Kurze, intensive Einheiten sind ideal
  • Maximalkraft-Training
  • Sprints und plyometrische Übungen
  • Du bist auf dem Leistungsgipfel – nutze ihn!

Lutealphase:

  • Frühe Phase: Moderates Kraft- und Ausdauertraining
  • Späte Phase: Regenerative Workouts, sanftes Yoga, Walking
  • Fokus auf Schlaf und Erholung
  • Dein Körper braucht jetzt mehr Regeneration

Ernährung: Nähre deinen Zyklus

Auch deine Ernährungsbedürfnisse schwanken im Zyklus:

Grundlagen für alle Phasen:

  • Regelmäßige Mahlzeiten für stabile Energie und Blutzuckerspiegel
  • Viel Gemüse, Obst und Vollkorn für Ballaststoffe
  • Ausreichend Protein für Sättigung und Muskelerhalt
  • Gesunde Fette für Hormonproduktion
  • Viel Wasser trinken

Zyklusspezifische Anpassungen:

  • Menstruation: Eisenreiche Lebensmittel (rotes Fleisch, Hülsenfrüchte, dunkelgrünes Gemüse) + Vitamin C für bessere Aufnahme
  • Follikelphase: Mehr Kohlenhydrate für intensive Workouts
  • Lutealphase: Leicht erhöhter Kalorienbedarf (100-300 kcal mehr)⁶, komplexe Kohlenhydrate gegen Heißhunger, weniger Salz gegen Wassereinlagerungen
  • Bei PMS-Tendenz: Versteckte Zucker meiden, Magnesium-reiche Lebensmittel (Nüsse, Samen, dunkle Schokolade)

Mind & Work: Plane nach deinen Energie-Fenstern

Follikelphase/Eisprung:

  • Wichtige Meetings und Präsentationen
  • Neue Projekte starten
  • Kreative Brainstorming-Sessions
  • Networking-Events
  • Große Entscheidungen treffen

Lutealphase:

  • Routine-Aufgaben und Detailarbeit
  • Projektabschlüsse und Feinschliff
  • Administrative Tätigkeiten
  • Reflexion und Planung
  • Fokus auf Qualität statt Quantität

Menstruation:

  • Strategische Planung und Vision
  • Evaluation und Reflexion
  • Weniger Termine, mehr Puffer
  • Zeit für sich selbst

Stress-Management: Dein Nervensystem beruhigen

Stress kann deinen Zyklus durcheinanderbringen und Symptome verschlimmern¹². Diese Tools helfen:

4-7-8-Atemtechnik:

  • 4 Sekunden einatmen
  • 7 Sekunden Atem anhalten
  • 8 Sekunden ausatmen
  • 4-5x wiederholen

Weitere Strategien:

  • Kurze Pausen im Arbeitsalltag (5 Minuten Dehnen, kurzer Spaziergang)
  • Abendroutine: Licht dimmen, Bildschirme reduzieren
  • Journaling: Gedanken und Gefühle aufschreiben
  • Natur: Regelmäßig Zeit draußen verbringen
  • Grenzen setzen: Nein sagen lernen

Normal oder Red Flag? Wann du zum Arzt solltest

Es ist wichtig zu wissen, was normal ist und was ärztlich abgeklärt werden sollte.

Häufig normal:

Zykluslänge: 21-35 Tage mit leichten Variationen (±2-3 Tage von Monat zu Monat)¹ ✅ Blutungsdauer: 2-7 Tage ✅ Blutungsstärke: An 1-2 Tagen stärker, sonst moderat ✅ Krämpfe: Leicht bis moderat, sprechen auf Wärme, Bewegung oder Schmerzmittel an ✅ PMS: Leichte Stimmungsschwankungen, Heißhunger, Wassereinlagerungen ✅ Zervixschleim: Veränderungen im Laufe des Zyklus ✅ Brustspannen: Vor der Periode

Red Flags – bitte abklären lassen:

🚩 Sehr starke Blutungen: Durchbluten von Tampon oder Binde innerhalb einer Stunde über mehrere Stunden hinweg¹³ 🚩 Sehr lange Blutungen: Länger als 7 Tage 🚩 Unregelmäßige Zyklen: Dauerhaft unter 21 oder über 35 Tage 🚩 Ausbleibende Periode: Ohne Schwangerschaft, Stillzeit oder hormonelle Verhütung (Amenorrhoe) 🚩 Zwischenblutungen: Ohne erkennbare Ursache 🚩 Extreme Schmerzen: Die dich aus dem Alltag reißen und auf Schmerzmittel nicht ansprechen 🚩 Starke emotionale Probleme: Depressive Verstimmungen, Angstzustände, die den Alltag massiv beeinträchtigen (mögliche PMDS) 🚩 Unerfüllter Kinderwunsch: Nach 12 Monaten regelmäßigem, ungeschütztem Geschlechtsverkehr

Bei Red Flags zögere nicht, einen Frauenarzt oder eine Frauenärztin aufzusuchen. Deine Beschwerden sind ernst zu nehmen, und es gibt oft gute Behandlungsmöglichkeiten.

Zyklus tracken: Dein wichtigstes Tool

Du kannst deinen Zyklus nicht verstehen, wenn du ihn nicht beobachtest. Tracking ist der Schlüssel zu Selbsterkenntnis.

Was du tracken solltest:

Basis (unbedingt):

  • Erster Tag der Periode
  • Länge der Blutung
  • Stärke der Blutung (leicht/mittel/stark)

Optional, aber wertvoll:

  • Zervixschleim (Konsistenz und Menge)
  • Basaltemperatur (bei Kinderwunsch oder zur Zyklusbestätigung)
  • Energie-Level (niedrig/mittel/hoch)
  • Stimmung (gut/neutral/gereizt/niedergeschlagen)
  • Schlafqualität
  • Krämpfe oder Schmerzen
  • Hautbild
  • Libido
  • Besondere Ereignisse (Stress, Reisen, Krankheit)

Wie du trackst:

Analog:

  • Einfacher Kalender oder Notizbuch
  • Zyklusrad zum Ausdrucken
  • Bullet Journal mit Tracker-Seite

Digital:

  • Zyklus-Apps (viele bieten umfangreiche Tracking-Optionen)
  • Spreadsheets für Daten-Nerds
  • Notizen-Apps auf dem Smartphone

Wichtig:

  • Wähle eine Methode, die du realistisch durchhältst
  • Perfektion ist nicht das Ziel – 3-5 Marker reichen völlig
  • Nach 2-3 Monaten wirst du Muster erkennen
  • Nutze die Daten, um deinen Alltag anzupassen

Häufige Fragen zum Zyklus

Wie präzise muss mein Zyklus sein?

Leichte Schwankungen von 2-3 Tagen von Monat zu Monat sind völlig normal. Entscheidend ist, dass sich deine Zykluslänge in einem bestimmten Rahmen bewegt (z.B. immer zwischen 26-30 Tagen) und du dich überwiegend wohlfühlst. Ein Uhrwerk-Zyklus ist nicht notwendig und auch nicht typisch.

Kann Sport Regelschmerzen verschlimmern?

Im Gegenteil! Viele Studien zeigen, dass leichte bis moderate Bewegung Krämpfe lindert¹⁴. Durch die Bewegung wird die Durchblutung gefördert, Endorphine werden freigesetzt, und die Muskulatur entspannt sich. Entscheidend ist dein persönliches Empfinden – wenn du dich danach besser fühlst, ist es der richtige Ansatz.

Sind Stimmungsschwankungen vor der Periode unvermeidbar?

Nicht zwangsläufig. Während hormonelle Schwankungen real sind, können Lebensstilfaktoren einen großen Einfluss darauf haben, wie stark du sie spürst. Ausreichend Schlaf, regelmäßige Bewegung, Stressmanagement und eine ausgewogene Ernährung können PMS-Symptome deutlich reduzieren¹⁵. Bei sehr starken Beschwerden sprich mit deinem Arzt über weitere Optionen.

Woran erkenne ich meinen Eisprung?

Die beste Methode ist die Kombination mehrerer Zeichen:

  • Zervixschleim: Klar, dehnbar, gleitfähig (wie rohes Eiweiß)
  • Mittelschmerz: Leichtes Ziehen auf einer Seite (nicht bei allen Frauen)
  • Basaltemperatur: Steigt nach dem Eisprung an (bestätigt rückblickend)
  • LH-Tests: Zeigen den LH-Anstieg 24-36 Stunden vor dem Eisprung

Kann ich während meiner Periode schwanger werden?

Theoretisch ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering, aber nicht null. Spermien können bis zu 5 Tage im Körper überleben. Bei sehr kurzen Zyklen oder langen Blutungen könnte eine Befruchtung möglich sein. Verlasse dich nicht auf die "sichere Periode" zur Verhütung.

Beeinflusst Stress meinen Zyklus?

Absolut. Chronischer Stress kann zu unregelmäßigen Zyklen, ausbleibenden Eisprüngen oder sogar dem kompletten Ausbleiben der Periode führen¹². Das liegt daran, dass der Körper bei Stress Ressourcen umlenkt und die Fortpflanzungsfunktion herunterfährt. Stressmanagement ist daher essentiell für einen gesunden Zyklus.

Deine Mini-Checkliste für den nächsten Zyklus

Bereit, deinen Zyklus bewusster zu erleben? Hier ist dein Startplan:

Diese Woche:

  • Notiere den ersten Tag deiner nächsten Periode im Kalender
  • Wähle 3 Marker zum Tracken (z.B. Energie, Schlaf, Stimmung)
  • Lade eine Zyklus-App herunter oder bereite ein Notizbuch vor

Diesen Monat:

  • Beobachte deinen Zervixschleim täglich (nur 10 Sekunden beim Toilettengang)
  • Plane 3x pro Woche Bewegung ein (1x Kraft, 1x Ausdauer, 1x Mobility)
  • Etabliere eine Abendroutine: Licht dimmen + kurze Atemübung

Nächsten Zyklus:

  • Prognostiziere basierend auf den letzten Monaten den Start deiner Periode (+/- 2-3 Tage)
  • Plane wichtige Meetings in deine Follikelphase/Eisprung
  • Blockiere in der Lutealphase mehr Zeit für Ruhe und Regeneration

Nach 3 Monaten:

  • Überprüfe deine Aufzeichnungen auf Muster
  • Passe deine Routinen an das an, was für dich funktioniert
  • Feiere, was du über deinen Körper gelernt hast!

Wichtige Begriffe kurz erklärt

FSH (Follikelstimulierendes Hormon): Wird in der Hirnanhangdrüse produziert und regt in der Follikelphase das Wachstum der Follikel (Eibläschen) in den Eierstöcken an.

LH (Luteinisierendes Hormon): Ebenfalls aus der Hirnanhangdrüse; ein plötzlicher LH-Anstieg löst etwa in der Zyklusmitte den Eisprung aus.

Östrogen: Das wichtigste weibliche Geschlechtshormon; baut die Gebärmutterschleimhaut auf und beeinflusst Stimmung, Haut, Knochen und viele weitere Körperfunktionen.

Progesteron: Das "Schwangerschaftshormon"; stabilisiert die Gebärmutterschleimhaut nach dem Eisprung und wirkt beruhigend auf das Nervensystem.

PMS (Prämenstruelles Syndrom): Sammelbegriff für zyklische körperliche und emotionale Beschwerden, die in der Lutealphase auftreten und mit Beginn der Periode nachlassen.

PMDS (Prämenstruelle Dysphorische Störung): Schwere Form von PMS mit starken emotionalen Symptomen; betrifft 3-8% der Frauen und sollte behandelt werden.

Zervixschleim: Schleim aus dem Gebärmutterhals, der sich je nach Zyklusphase verändert; dient als Fruchtbarkeitsindikator.

Ovulation: Der Eisprung; Freisetzung einer reifen Eizelle aus dem Eierstock.

Corpus luteum (Gelbkörper): Entsteht nach dem Eisprung aus dem geplatzten Follikel; produziert Progesteron.

Fazit: Dein Zyklus ist deine Superkraft

Dein Menstruationszyklus ist nicht dein Feind – er ist ein kraftvolles Tool, das dir jeden Monat wertvolle Informationen über deinen Körper liefert. Wenn du verstehst, was in den verschiedenen Phasen passiert und wie du die Signale deines Körpers lesen kannst, gewinnst du enorm an Selbstbestimmung und Lebensqualität.

Die wichtigsten Erkenntnisse noch einmal:

  • Dein Zyklus ist dynamisch, nicht fehlerhaft – Schwankungen sind normal und natürlich
  • Tracking schafft Klarheit – du erkennst Muster und kannst vorhersehen, wie du dich fühlen wirst
  • Zyklusfreundliche Planung macht den Alltag leichter – arbeite mit deinem Körper, nicht gegen ihn
  • Du musst nicht perfekt sein – schon kleine Anpassungen bringen große Verbesserungen
  • Bei Red Flags immer abklären – deine Gesundheit ist wichtig, und Beschwerden müssen nicht ausgehalten werden

Nimm dir die Zeit, deinen Zyklus kennenzulernen. Er ist so einzigartig wie du selbst, und niemand kann dir besser sagen, was du brauchst, als dein eigener Körper – wenn du lernst, ihm zuzuhören.

Wie erlebst du deinen Zyklus? Hast du schon Erfahrungen mit zyklusbasierter Planung gemacht? Teile deine Geschichte in den Kommentaren – gemeinsam lernen wir voneinander!

Bleib gesund, bleib achtsam und vor allem: Höre auf deinen Körper – er ist weiser, als du denkst.


Quellen

¹ Reed, B.G. & Carr, B.R. (2018). The Normal Menstrual Cycle and the Control of Ovulation. Endotext [Internet]. NCBI.

² Mihm, M. et al. (2011). The normal menstrual cycle in women. Animal Reproduction Science.

³ Stricker, R. et al. (2006). Establishment of detailed reference values for luteinizing hormone, follicle stimulating hormone, estradiol, and progesterone during different phases of the menstrual cycle. Fertility and Sterility.

⁴ Speroff, L. & Fritz, M.A. (2011). Clinical Gynecologic Endocrinology and Infertility. 8th Edition. Lippincott Williams & Wilkins.

⁵ Prior, J.C. (1990). Progesterone as a bone-trophic hormone. Endocrine Reviews.

⁶ Webb, P. (1986). 24-hour energy expenditure and the menstrual cycle. American Journal of Clinical Nutrition.

⁷ Ecochard, R. et al. (2015). Self-identification of the clinical fertile window and the ovulation period. Fertility and Sterility.

⁸ Bauman, J.E. (1981). Basal body temperature: unreliable method of ovulation detection. Fertility and Sterility.

⁹ Rapkin, A.J. et al. (2012). The role of serotonin in premenstrual syndrome. Clinical Obstetrics and Gynecology.

¹⁰ Thornton, M.J. (2013). Estrogens and aging skin. Dermato-Endocrinology.

¹¹ Sung, E. et al. (2014). Effects of follicular versus luteal phase-based strength training in young women. SpringerPlus.

¹² Ferin, M. (1999). Stress and the reproductive cycle. Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism.

¹³ National Institute for Health and Care Excellence (2018). Heavy menstrual bleeding: assessment and management. NICE Guideline.

¹⁴ Daley, A.J. (2008). Exercise and primary dysmenorrhoea: a comprehensive and critical review of the literature. Sports Medicine.

¹⁵ Bianco, V. et al. (2014). Impact of lifestyle factors on premenstrual syndrome. International Journal of Environmental Research and Public Health.

¹⁶ EFSA (European Food Safety Authority). EU Register of nutrition and health claims made on foods.

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